Laut dem letzten Lagebericht vom Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg (Stand: 14. September 2023), kehren Corona und andere Atemwegsinfektionen aktuell in unser Leben zurück.

Wie ist die Corona-Lage?

So heißt es im ARE-Lagebericht (Aktuelle Lage zu akut respiratorischen Erkrankungen): "Die Aktivität akuter Atemwegserkrankungen (ARE-Rate) in der Bevölkerung in Deutschland ist in der 36. KW 2023 (4. September - 10. September) im Vergleich zu den Vorwochen weiter angestiegen."

ARE-Landesbericht: 14. September 2023
Bild: Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg

Neben den für die Jahreszeit typischen Atemwegsinfektionen bedingt durch Erkältungsviren nimmt die Zahl der COVID-19 Erkrankungen, ausgehend von einem niedrigen Sommerniveau, seit der 27. KW weiter zu.

Wie geht es weiter?

Die Infektionszahlen werden vorerst weiter ansteigen, prognostiziert das Landesgesundheitsamt. Von den in Baden-Württemberg seit KW 20 gemeldeten COVID-19-Fällen (4.436), seien 622 Fälle allein auf die KW 37 zu datieren. Die 7-Tage-Inzidenz beträgt landesweit 5,1 pro 100.000 Einwohner. Die Regeln, falls man positiv getestet wird, gibt es hier.

Ausschnitt Statistik meldepflichtiger Infektionskrankheiten KW 37: Meldefälle Baden-Württemberg
Bild: Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg

Auch die Daten aus den Überwachungspraxen in Baden-Württemberg zeigten ansteigende Werte für Atemwegsinfektionen mit einem relevanten Anteil von SARS-CoV-2, ergänzt das Landratsamt Karlsruhe. "Eine gesonderte, kleinräumige Erfassung von Virusvarianten gibt es allerdings nicht mehr." 

Erwartet uns ein Corona-Herbst?

Trotz steigender Infektionszahlen steht uns wohl kein Corona-Herbst, mit Lockdown und Co. bevor, meint Ministerpräsident Winfried Kretschmann im Anschluss an die Sitzung des Ministerrats am Dienstag, 19. September, in Stuttgart.

Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen) spricht während einer Pressekonferenz.
Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen) spricht während einer Pressekonferenz. | Bild: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild

"Dank des bestehenden Impfschutzes, durchgemachter Infektionen, Monitoring und des verantwortungsvollen Handelns der Bürgerinnen und Bürger ist Baden-Württemberg gut auf die Erkältungssaison in Herbst und Winter vorbereitet", verkündet Kretschmann zuversichtlich.

Der weiterentwickelte Corona-Impfstoff kann ab sofort eingesetzt werden.
Der weiterentwickelte Corona-Impfstoff kann ab sofort eingesetzt werden. | Bild: Christophe Gateau/dpa

Hinzu käme, dass den Arztpraxen und Apotheken seit dem 18. September neue, auf die aktuellen Varianten angepasste Impfstoffe gegen Corona und Influenza zur Verfügung stünde, bestärkt der Ministerpräsident. Die Landesregierung sieht Baden-Württemberg für den Winter gut gerüstet.

Die neuen Varianten: Eris, Pirola und Co.

In den vergangenen Monaten hat laut Experten eine neue Omikron-Subvariante XBB.1.5 in Deutschland Fuß gefasst. Diese sei zwar hoch ansteckend, von ihrem Krankheitsverlauf allerdings nicht bedrohlicher als andere Corona-Varianten, erklärt die Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Unter Beobachtung der WHO steht des Weiteren die Variante EG. 5 - alias. "Eris". Sie soll ebenfalls deutlich ansteckender als andere Varianten sein. 

Die Corona-Zahlen steigen leicht. Voraussichtlich ab dem 18. September wird es in Arztpraxen und Apotheken auf neue Varianten angepasste ...
Die Corona-Zahlen steigen leicht. Voraussichtlich ab dem 18. September wird es in Arztpraxen und Apotheken auf neue Varianten angepasste Impfstoffe geben. | Bild: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa

Zu guter Letzt hat auch der jüngste Ableger von Corona seinen Weg nach Deutschland gefunden. "Die Variante Ba.2.86, auch "Pirola" genannt, wurde seit der 34. KW erstmalig in Deutschland nachgewiesen", erklärt das Landesgesundheitsamt BW. Zuvor tauchte sie vor allem in den USA, Israel und Großbritannien auf.

Ein Symbol auf der Intensivstation einer Klinik weist auf den Covid-Bereich hin.
Ein Symbol auf der Intensivstation einer Klinik weist auf den Covid-Bereich hin. | Bild: Sebastian Gollnow/dpa/Symbolbild

"Für die aktuell zirkulierenden Corona-Varianten in Deutschland gibt es keine Hinweise für eine sich ändernde Krankheitsschwere", sagt das Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg. Einflussfaktoren wie Alter, Immunitätslage aufgrund von Impfungen oder Vorerkrankungen beeinflussten den Krankheitsverlauf.

Kehren die Maßnahmen zurück?

"Aus unserer Sicht erfordert die epidemiologische Situation bei COVID-19 für die Allgemeinbevölkerung aktuell keine angeordneten Infektionsschutz-Maßnahmen, zum Beispiel eine Isolierung Erkrankter oder Quarantäne der Kontaktpersonen durch die Gesundheitsämter", heißt es vonseiten des Landes Baden-Württemberg.

Ein Fieberthermometer, Medikamente und eine Krankmeldung liegen auf einem Nachttisch.
Ein Fieberthermometer, Medikamente und eine Krankmeldung liegen auf einem Nachttisch. | Bild: Bernd Weißbrod/dpa/Illustration

Das werde voraussichtlich auch so bleiben, meint das Landratsamt Karlsruhe. "Das Gesundheitsamt rechnet derzeit nicht mit neuen rechtlichen Vorgaben für die Bürgerinnen und Bürger." Vorausgesetzt, es werde verantwortungsvoll mit etwaigen Symptomen (Huste, Niesen, Fieber, Heiserkeit) umgegangen - um einer ungebremsten Ausbreitung von Atemwegserkrankungen entgegenzuwirken.

Wie steht es um die Versorgungsstruktur?

Von Seiten der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW), werden aktuell keine gesonderten Corona-Versorgungsstrukturen vorgehalten, erklärt ein Sprecher des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg auf Anfrage. "Die Behandlung und Versorgung von Erkrankten erfolgt im Regelversorgungssystem der Vertragsärztliche (Haus-)Arztpraxen."

Dies gilt auch für Impfungen. Mit den gesetzlichen Änderungen im Frühjahr sind die Coronaschutz-Impfungen in die Regelversorgung übergegangen. Gesonderte Impfaktionen in sogenannten "Impfzentren" gehören der Vergangenheit an.

Was ist mit Long-Covid?

Im Zuge der Haushaltsverhandlungen im Bundestag lenkt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach im September 2023 das Augenmerk erneut auf Long-Covid. Im Falle einer Erkrankung leiden Betroffene fortwährend an Müdigkeit, Konzentrationsprobleme und Kurzatmigkeit.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will sich heute zur Corona-Lage vor dem Herbst äußern.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will sich heute zur Corona-Lage vor dem Herbst äußern. | Bild: Britta Pedersen/dpa

"Auch mehrere Monate nach einer Ansteckung mit dem Corona-Virus können noch gesundheitliche Beschwerden bestehen oder neu auftreten", erklärt Lauterbach. Deshalb will der Bundesgesundheitsminister finanzielle Mittel zu Forschungszwecken bereitstellen. Insgesamt sollen 100 Millionen investiert werden.

Manfred Lucha (Bündnis 90/Die Grünen), Minister für Soziales und Integration in Baden-Württemberg.
Manfred Lucha (Bündnis 90/Die Grünen), Minister für Soziales und Integration in Baden-Württemberg. | Bild: Bernd Weißbrod/dpa/Archivbild

Landesgesundheitsminister Manne Lucha nach der Forderung von Lauterbach an den Bundestag: "Ich freue mich, dass wir dabei wichtige Schritte für die weitere Erforschung von Long-Covid und die Behandlung von Betroffenen vorangekommen sind." 

Blutproben von Freiwilligen in einem Labor. Boehringer Ingelheim will gemeinsam mit zahlreichen weiteren Firmen und ...
Blutproben von Freiwilligen in einem Labor. Boehringer Ingelheim will gemeinsam mit zahlreichen weiteren Firmen und Forschungseinrichtungen die Suche nach einem Medikament gegen Covid-19 beschleunigen. | Bild: Kirsty Wigglesworth/AP/dpa

Die Universitätskliniken und die Medizinischen Fakultäten in Baden-Württemberg haben sich von Beginn der Corona-Pandemie an stark bei der Erforschung engagiert, erklärt das Landesgesundheitsamt gegenüber ka-news.de. "Insgesamt wurden bisher rund 28 Millionen Euro Forschungsmittel ausgegeben oder sind bis 2024 eingeplant. Mehr als 10 Millionen Euro davon flossen in die Erforschung von Long-Covid."

Mehr zum Thema Coronavirus-Karlsruhe: Corona-Virus in Karlsruhe