Sven Koukal

Die Corona-Pandemie hat so einige Bereiche im Leben durcheinandergewirbelt. Allen voran hat sie die Medizinwelt in Teilen auf den Kopf gestellt. Bestes Beispiel: Jedes Jahr gibt es die Grippesaison, innerhalb dieser es zu Grippewellen kommt. Doch in den Jahren 2019 bis 2022 blieb diese zwar nicht gänzlich aus, bildeten aber im Vergleich zu den Vorjahren doch Ausnahmen. Es gebe, so teilt das Robert-Koch-Institut (RKI) mit, keine eigenen Saisonberichte, "da nur verkürzte beziehungsweise gar keine Grippewellen im herkömmlichen Sinne verzeichnet wurden". Doch für 2023 und das kommende Jahr sieht es womöglich wieder anders aus.

Haben wir im Moment eine Grippewelle?

Die echt Grippe wird durch Influenzaviren ausgelöst und diese zirkulieren laut RKI auf der nördlichen Halbkugel üblicherweise zwischen Anfang Oktober und Mitte Mai. Tatsächlich steigt die Zahl der registrierten Atemwegserkrankungen aktuell bereits an. Die sogenannte Aktivität akuter Atemwegserkrankungen (ARE-Inzidenz) in der Bevölkerung sei nämlich weiter steigend, wie aus dem ARE-Wochenbericht des RKI hervorgeht. Im Moment kann jedoch nicht von einer Grippewelle gesprochen werden.

Wann spricht man von einer Grippewelle?

Eine Grippewelle ist dann angebrochen, wenn - stark vereinfacht - jede fünfte Patientenprobe Influenzaviren aufweist, was einer Positivrate von 20 Prozent entspricht. Der Wert Anfang bis Mitte September lag bei 6,4 Prozent. Auffällig, so das RKI, sei ein gewisser Anstieg der Werte zur Vorwoche bei Kindern im Schulalter und jungen Erwachsenen (5 bis 34 Jahre) sowie Älteren ab 60 Jahren. Wichtig ist in jedem Fall die Unterscheidung zwischen der echten Grippe und grippeähnlichen Infektionen wie Erkältungen. Daraus ableitend lässt sich auch besser sagen, wie lange man ansteckend ist.

Grippewelle 2023: Aktuelle Zahlen

Bereits seit Mitte Juni nehmen die Grippe-Zahlen zu - was sich deckt mit den Zahlen aus den Vorjahren. Denn laut RKI sei stets im Spätsommer ein ähnlicher Verlauf festzustellen gewesen. Aber: Die Werte steigen dieses Jahr bereits früher an. Anfang September hatten rund 5,3 Millionen Deutsche eine "neu aufgetretene akute Atemwegserkrankung (mit mindestens Husten oder Halsschmerzen oder Fieber), unabhängig von einem Arztbesuch". Auch die Covid-19-Inzidenz steige weiter leicht an, befinde sich aber auf einem "niedrigen Niveau".

Grippewelle 2024: Das ist der Ausblick

Wie die Grippewelle 2024 aussieht, lasse sich nicht vorhersagen. Mit in diese Rechnung spielen beispielsweise, welche Influenzavirus-Subtypen oder Linien auftreten werden. Grundsätzlich sei es, so das RKI, erst nach der eigentlichen Grippesaison möglich, deren Schwere einzuordnen. Auch eine Vergleichbarkeit mit etwa Nachbarländern sei nicht möglich.

Der Blick in die Welt zeigt, so berichtet die WHO, dass es aktuell global nur wenige Grippefälle gebe. Doch was hilft eigentlich gegen die Grippe und worauf sollte man achten? Die Ständige Impfkommission rät beispielsweise zur jährlichen saisonalen Grippeimpfung

Wann war die schlimmste Grippewelle?

Eine sehr starke Grippewelle ereignete sich just vor der Corona-Pandmie: Wie das RKI bestätigt, hat nach Schätzungen die Grippewelle 2017/18 allein in Deutschland mehr als 25.000 Menschen das Leben gekostet. In den Aufzeichnungen des RKI finde sich in den vergangenen 30 Jahren keine höhere Zahl an Todesfällen resultierend aus einer Grippewelle.

Übrigens: Die Symptome einer Grippe unterscheiden sich vom RS-Virus sowie von einer Erkältung und von Corona.