Lennah Dimmler

Seit gerade mal neun Monaten sorgt das "Café Riot" in der Adlerstraße für Aufsehen - da startet Inhaber Nicolaj Zownir schon seinen nächsten Aufstand. Das Café "Riot Ost" serviert seit April neben Kaffee und Kuchen auch feinste Graffitikunst.

Das zweite Café Riot in der Humboldtstraße.
Das zweite Café Riot in der Humboldtstraße. | Bild: Lennah Dimmler

Graffiti, Kreativraum und Treffpunkt

Vorne gibt’s Kaffee und Kuchen, hinten Sprühdosen und T-Shirts - Zownirs Café-Konzept aus Gastronomie und Graffitishop soll sich auch im neuen Café "Riot Ost" in der Humboldtstraße in Karlsruhe durchschlagen.

Das zweite Café Riot in der Humboldtstraße.
Das zweite Café Riot in der Humboldtstraße. | Bild: Lennah Dimmler

Doch hier sticht viel mehr etwas anderes ins Auge: Die Wände des Cafés dienen gleichzeitig als Galerie mit wechselnden Ausstellungen regionaler Graffiti-Artists. Dafür haben sich die Geschwister mit dem HipHop Kulturzentrum „Combo“ zusammengetan.

Es fehle an Raum für die Sprayer - das sei auch in der Stadtverwaltung schon länger bekannt. Zownir will mit seinen Café genau dafür Raum schaffen, darum soll es in dem neuen "Riot Ost" auch einen Außenbereich geben - für noch mehr kreativen Spielraum für die Kunst der Sprayer. Zownir stellt klar: "Wir haben das Ziel, einen Ort für Kultur zu schaffen, an dem jeder unabhängig vom Geldbeutel teilhaben kann."

"Im Prinzip sollte man wissen was einem fehlt, was man braucht und dann das machen."

Nach Zownir fehle es am Anlaufstellen. "Klar können Leute in irgendein Jungendhaus gehen, aber das ist auch immer mit Hürden verbunden". Es brauche "einen Raum für Menschen, die im System zu wenig Platz finden."

Das zweite Café Riot in der Humboldtstraße.
Das zweite Café Riot in der Humboldtstraße. | Bild: Lennah Dimmler

Und da Zownir schon lange in den "Subkulturellen Räumen" unterwegs gewesen sei und seine Schwester Gastroerfahrung mitbringe, wollen sie gemeinsam genau einen solchen Anlaufpunkt schaffen.

Zownir fasst zusammen: "Im Prinzip sollte man wissen was einem fehlt, was man braucht und dann das machen."

"Wir wollen einfach ein Treffpunkt sein."

Für Zownir sei das Geschäft das eine, aber hier kämen wirklich verschiedene Subkulturen in den Austausch und sitzen beisammen. "Wir wollen einfach ein Treffpunkt sein."

Das zweite Café Riot in der Humboldtstraße.
Café Riot Ost | Bild: Lennah Dimmler

Darum veranstalten die Geschwister auch kostenlose Veranstaltungen. So finden regelmäßig Kinovorführungen- natürlich mit dem Themenschwerpunkt Graffiti - oder Sprayaktionen, in den Räumen des Cafés statt.

Das zweite Café Riot in der Humboldtstraße.
Das zweite Café Riot in der Humboldtstraße. | Bild: Lennah Dimmler

Zownir erklärt, dass die Filme ihn zwar Geld kosten, seine Gäste dafür aber nichts zahlen. "Man kann spenden, wenn man gerade etwas Geld übrig hat, aber wenn nicht, dann kann man sich auch einfach so dazusetzen." Außerdem arbeite das Geschwister-Duo daran, immer wieder über Sponsoren Spraydosen zur Verfügung gestellt zu bekommen.

Darum gehe es für die Beiden: "Um Solidarität und sich nicht in ein Gegeneinander, sondern Miteinander zu verwirklichen."

Café Riot – oder auf Deutsch: Café "Aufstand"

Der Name "Riot" soll direkt da gewesen und klar festgestanden haben. Bis heute findet Zownir, dass sein Café den perfekten Namen trägt, da es wirklich widerspenstig und aufständig sei:

Das zweite Café Riot in der Humboldtstraße.
Das zweite Café Riot in der Humboldtstraße. | Bild: Lennah Dimmler

"Andere Menschen bekommen das vielleicht nicht so mit, dass Karlsruhe für die Kultur junger Leute und andere Ideen jetzt nicht so der Ort Nummer eins ist. Aber junge Leute kriegen das mit und deshalb ist es für unsere Zielgruppe eigentlich ziemlich logisch, warum wir uns Riot genannt haben."

Statt Kaffee werden im Riot auch gerne Cocktails bestellt

Das bereits etablierte Café Riot in der Adlerstraße hat unter der Woche von 16 bis 22 Uhr geöffnet. Diese für ein Café eher untypischen Öffnungszeiten haben aber einen ganz bestimmten Hintergedanken.

Das zweite Café Riot in der Humboldtstraße.
Das zweite Café Riot in der Humboldtstraße. | Bild: Lennah Dimmler

Es gebe sie zwar auch, Gäste, die noch bis 22 Uhr ihren Kaffee trinken, im Großen und Ganzen gehe es aber eher um das Konzept: Raum für Menschen zu bieten und Subkulturen zusammen zu bringen.

Günstige Cocktails!

Da die meisten Menschen vormittags arbeiten, seien die Öffnungszeiten so ausgelegt, dass sie nach der Arbeit vorbeikommen können. Neben Kaffee bietet das Riot auch andere Getränke an.

"Wenn sich die Gäste dann nachmittags bei uns aufhalten, trinken sie auch gerne ein Feierabendbier. Wir würden uns zwar nicht als Bar bezeichnen, aber wir haben aber auch sehr gute Cocktails." Und die gibt es im Riot schon ab 6,50 Euro. "Das ist relativ günstig." So Zownir.

Das zweite Café Riot in der Humboldtstraße.
Das zweite Café Riot in der Humboldtstraße. | Bild: Lennah Dimmler

Das neu geöffnete Riot Ost habe zum jetzigen Zeitpunkt zwar noch keine Schank-Lizenz, dies solle sich allerdings noch bis Ende Mai ändern. Dann sollen die Öffnungszeiten dort auch noch entsprechend angepasst werden.

"Es war nicht unser Ziel zwei Cafés zu eröffnen."

Zownir erklärt, dass es nicht sein Ziel sei, eine Café-Kette zu werden. "Es geht nicht darum hier möglichst viel Geld rauszuholen. Das funktioniert auch gar nicht."

Das zweite Café Riot in der Humboldtstraße.
Das zweite Café Riot in der Humboldtstraße. | Bild: Lennah Dimmler

Und weiter: "Sondern es geht darum aus dem ganzen Schlechten, dass um uns rum ist etwas Gutes zu machen. Wir können leider nicht von heute auf morgen den Kapitalismus beenden, deshalb müssen wir für unsere Sachen auch Geld nehmen. Wir versuchen aber schon, dass möglichst wenig Leute ausgebeutet werden."

Das zweite Café Riot in der Humboldtstraße.
Das zweite Café Riot in der Humboldtstraße. | Bild: Lennah Dimmler

Darum müsse auch niemand im Riot nachbestellen. "Wir haben Gäste, die trinken einfach nur ihr Leitungswasser. Aber natürlich ist klar, dass wir von einem gratis Leitungswasser keine Miete oder Mitarbeiter bezahlen können."

"Wir wollen in Karlsruhe etwas bewegen!"

Die Eröffnung des Riot Ost sei nur entstanden, weil die Räume in der Adlerstraße zu knapp wurden, um mit dem Projekt weiterzukommen.

Und auch eine andere Stadt käme für den Inhaber nicht in Frage: "Das gesamte Konzept funktioniert nur, weil es in Karlsruhe ist, wir aus Karlsruhe kommen und mit allen Leuten zusammenarbeiten, die in Karlsruhe etwas bewegen wollen."