Am Dienstagnachmittag geht es im Hauptausschuss um den zentralen Platz in Karlsruhe: Wie steht es um die Entwicklung des Marktplatzes? Jahrelang war er baustellengeplagt, dann kehrten die Veranstaltungen wie Wochenmärkte, Weihnachtsmarkt und Stadtfeste zurück auf die neugestaltete Fläche.
Der Marktplatz steht immer wieder in der Kritik: Zu viel Pflaster, zu wenig Grün, zu wenig Sitzgelegenheiten. Die Stadt besserte nach. Und hat noch weitere Ideen. Im Rahmen eines Bundesprogramms ("Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren") wurden in den vergangenen Monaten Gutachten, Konzeptionen und ein Quartiersmanagament etabliert.
Am Dienstag, 7. Mai, stellte das Amt für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung den aktuellen Stand des Projekts vor, das noch bis zum 31. August 2025 aktiv läuft.
Quartiersmanagement und -marketing
- im Herbst 2023 gestartet
- Aufgaben: Beteiligung und Vernetzung der Akteure im Quartier.
- Quartiersbudget sowie kostenlose Dienstleistungen eines Quartiersarchitekten
- 40.000 Quartiersbudget für kleinere Maßnahmen und Aktionen auf und um den Marktplatz
- Vierteljährlich Quartierskonferenzen
- gemeinsame Zielvorstellungen und Maßnahmen für den Bereich des Marktplatzes entwickelt und umgesetzt. Beispielhaft zu nennen ist die Weihnachtsaktion in der Lammstraße vor dem Technischen Rathaus in 2023 („Weihnachten in der Lammstraße“).
- Gründung: "Interessengemeinschaft Marktplatz Karlsruhe e. V."
- Einstellung Kommunikationsmanagers, betreut beispielsweise im Bereich Social Media Marketing die Pflege des Kanals "Marktplatz Carré". Finanziert über Fördergelder
Möbel, Grün und Aktionen
Über Fördermittel realisierte Maßnahmen:
- 2023: Anschaffung mobiler Möblierungselemente: 10 Großschirme und 30 Stühle.
- 2023: 20 Pflanzkübel mit Palmen angemietet
- Grün und mobiles Mobiliar konnten von Mai bis August 2023 von den Innenstadtbesucherinnen und -besuchern erlebt beziehungsweise genutzt werden.
- 2022: neu etablierter Pyramidenmarkt und Veranstaltungsreihe "Karlsruhe trifft sich"
- 2024: werden die Schirme und Stühle, wieder aufgestellt, jedoch kein Grün aus Fördermitteln. Stadt will es aus dem eigenen Haushalt finanzieren.
Prüfung der "Erdgeschoss-Zonen": Mehr Außengastronomie würde dem Marktplatz gut tun, aber...
Eine Firma aus Ludwigshafen (Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH) hat sich die Gebäude rund um den Marktplatz hinsichtlich der Nutzung angeschaut. Finfanziert wurde dies ebenfalls über Fördergelder. Wünschenswert wäre mehr Gastronomie-Angebote und Außenbestuhlung, welches sich über den Tag und die Abendstunden erstrecken soll, um den Platz zu beleben. Discounter wie aktuell der TEDI in Kaiserstraße 72-74 sollten vermieden werden.
Die Umnutzung der Zonen gestaltet sich schwierig: So möchte beispielsweise die Commerzbank an ihrem Standort bleiben, an anderen Stellen stehen gestalterische Elemente wie das Blindenleitsystem oder Möblierung einer Außengastronomie im Weg. Beim Modehaus Schöpf gäbe es Potential - hier ist die Bausubstanz nach einer Untersuchung mit "erheblichen Mängel" eingestuft. In der Untersuchung wird an diesem Standort zudem noch der "negative Einfluss der Kaiserstraße-Ost" vermerkt.
Kritisch angemerkt wird die Hitzeentwicklung auf dem Marktplatz - hier könnte die Krypta der Stadtkirche für Veranstaltungen zur Verfügung stehen, so die Gutachter. Wasserspiele und weitere Anpassungen seien bereits gut geplant, doch könnte man noch über mehr temporäre Beschattungen nachdenken. Zum Sozialgericht in der Karl-Friedrich-Straße 13, heißt es, eine Umnutzung sei mittel- bis langfristig relevant. Auch hier zeigt die Bausubstanz "erhebliche Mängel". Denkbar wäre eine Nutzung des Hofes.
In der Prüfung stand auch das Polizeirevier Marktplatz: Empfohlen wird an dieser Stelle eine kulturelle Nutzung, gleichwohl bescheinigt die Untersuchung, dass die Polizeipräsenz in der Innenstadt gerade in der Nähe des Marktplatzes grundsätzlich für das Sicherheitsempfinden bedeutend sei.
In der Nordhälfte des Marktplatzes seien kurz- bis mittelfristig möglich:
- Neuvermietung Fläche ehemaliges Café Böckeler
- Sanierung & Umbau Haus Schöpf
- Bespielung Fläche vor Commerzbank
- Neuvermietung KVV-Fläche, Bespielung Außenraum
Empfohlene Unterstützungsmaßnahmen sind:
- intensive Kommunikation mit Akteuren
- Neuordnung Möblierung
- Anpassung Blindenleitsystem
- Prüfung besondere Fördermöglichkeiten (Sanierungsgebiete)
- Konzept partielle Verschattung Marktplatz
- Begrünung von Fassaden, Dächern und Höfen
Touri-Hotspot Marktplatz?
"Project M GmbH" aus Hamburg analysierte den Marktplatz in Hinblick auf touristische Nutzung, ließ dabei auch die Nutzung der Erdgeschoss-Zonen auf der Ostseite des Marktplatzes einfließen. In Umfragen wünschen sich Besucher mehr Begegnungsorte für mehr Stadtteilkultur, mobile Bühnen und Veranstaltungen sowie ein vermehrtes Angebot der Außengastronomie. Sie bescheinigt dem Marktplatz ein hervorragendes touristisches Entwicklungspotenzial, nennt aber auch Hindernisse und Verbesserungsmöglichkeiten.
Die Maßnahmenempfehlungen zur Hebung dieses Potenzials teilen sich in die drei Rubriken
- Basics
- Impulsprojekte
- sowie Quick Wins.
Erstes seien wichtige Grundvoraussetzungen, die geschaffen werden müssen - beispielsweise Sanitäranlagen, Beschattung, Möbel, Trinkwasserbrunnen oder Fahrradabstellflächen. Erste Impulse seien bereits durch "Markterwachen", "Digitales Reallabor", die "Kulturkirche" oder "Silent Disco" gesetzt worden.
Was davon wird umgesetzt?
Die allgemeine Stimmung der Parteien im Hauptausschuss am Dienstag war wohlwollend: Sie finden die Ideen gut, es fehle aber an Konkretisierungen. Viele Stadträte stellten Rückfragen zu einzelnen Themen und wollten klarere Pläne. Der Wunsch bestand, mehr in die Planung involviert zu werden, das heißt öfter über den aktuellen Stand der Entwicklung informiert zu werden, damit sie sich einbringen können.
Streitbar wurden die Vorschläge zur touristischen Entwicklung aufgenommen: Es sei wichtiger, den Marktplatz für die Karlsruher zu verbessern, nicht für den Tourismus, argumentierten die Grünen. Eine Meinung, der sich die Linken anschlossen. Michael Zeh (SPD) regte an, dass vor allem unter der Woche mehr Veranstaltungen stattfinden sollten.
Im nächsten Schritt werden die empfohlenen Maßnahmen auf Umsetzbarkeit geprüft, so die Stadt in ihrer Beschlussvorlage: "Dabei werden auch mögliche Akteursbeteiligungen in Erwägung gezogen. Eine Umsetzung kann nur bei ausreichend vorhandenen Haushaltsmitteln der beteiligten Stellen erfolgen." Oberbürgermeister Frank Mentrup stellte zum Abschluss klar: Aktuelle Beschlüsse gäbe es noch nicht, aber man wolle öfters informieren. Von neuer Gastronomie, erhoffe man sich zudem mehr Begrünung und Schatten.
Im Oktober 2017 wurde die CIMA Beratung + Management GmbH, München, vom Amt für Stadtentwicklung der Stadt Karlsruhe mit der Erstellung eines Gutachtens zur Zukunftsfähigkeit der Karlsruher City als Einzelhandelsstandort 2030 beauftragt. Dieses stellt seitdem die wesentliche Grundlage für die Entwicklung der Karlsruher City dar. Auf über 260 Seiten wurden Stadtentwicklung, Marketing, Regionalwirtschaft, Einzelhandel, Wirtschaftsförderung, Citymanagement, Immobilien, Organisationsberatung, Kultur und Tourismus analysiert. Insgesamt wurden 124 Maßnahmen für Karlsruhe entwickelt. Darunter auch die Aufwertung der vier Quartiere: Östliche Kaiserstraße zum "Kreativ- und Gründerquartier", die Zentrale Kaiserstraße als "resiliente Einkaufsmeile", der Marktplatz als "touristischer Anlaufpunkt" sowie der Bereich Wald-, Karl-, Herren-, Erbprinzenstraße als "Spezialisten- und Genussviertel".
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Was kosten solche Beraterfirmen? Zahlen waren nicht schlecht.
"wären"
… muss dafür bezahlt werden, dass sie Konzepte einreicht, auf die man hätte selbst kommen können oder in jeder (anderen) Grossstadt erleben kann… Geld muss koschte. Gibt’s solche Beratungsunternehmen nicht auch in unserer Stadt? Local4Local quasi.
installiert man einen Arbeitskreis.
Diese ganzen Punkte wurden schon lange Vorher hier im Forum thematisiert. Das der Marktplatz im Sommer zum Pizzaofen wird, dies zu erkennen bedarf es kein Studium, sondern gesunder Menschenverstand.
Vor allem die Einstellung eines "Kommunikationsmanagers". Wird der uns dann Woche für Woche in der Stadtzeitung die Steinwüste als klimagerechtes ökologisches Vorzeigeprojekt verkaufen?